Die folgende Story hatte ich November 2009 im damaligen Asgard-Forum gepostet um sie als Ankündigung für ein RP-PvP-Event zu nutzen. Ich selbst war dann mit einigen Spielern der Gilde "Heruaida" in Tesso vor Ort und tatsächlich kamen zum verabredeten Zeitpunkt einige Spieler vorbei und beendeten unsere brutale Jagd. Ich finde die Story immer noch ganz nett und poste sie daher hier mal bevor sie in Vergessenheit gerät. Vielleicht gibt sie ja den einen oder anderen Impuls...
Viel Spaß beim Lesen.



Der hochgewachsene Stygier betrat als letztes das Schiff und wurde von einer johlenden Menge empfangen. Ein kräftiger Krieger mit nackter Brust näherte sich ehrfurchtsvoll dem Mann in der glänzenden Robe und sagte „Welche Richtung sollen wir segeln…äh…Ehrwürdiger?“ Er vermied dabei dem Stygier in die Augen zu schauen.

Der Stygier lehnte an der Reeling und warf einen letzten gleichgültigen Blick zurück auf die schwelenden Überreste der Ortschaft. Krähen hielten ihr abscheuliches Mal in den Straßen und labten sich an den Toten, die noch vor kurzem hier einem geregelten Tagewerk nachgingen. Der Stygier zeigte in eine Richtung „Dort oben gibt es eine Siedlung direkt am Wasser. Händler, Huren und Silber in Massen. Das ist unser Ziel. Bewegung tölpelhafter Barbar.“ Der Gescholtene biss sich auf die Zunge um nicht auszusprechen was er dachte und tat wie ihm geheissen.

Einige Zeit später machte das Schiff an einer beschaulichen Ortschaft mit regem Treiben in der Dorfmitte Halt. Kinder spielten lachend am Anleger und einige Wachen beäugten das Ankommen des Schiffes mit Neugier und Argwohn.
„Nett“ sagte der Stygier zufrieden zu sich selbst, dann verdunkelten sich seine Züge ins diabolische: "Kinderseelen sind die reinsten"

Der breitschultrige Barbar schluckte. Er hatte schon viel Grausamkeit auf dem Schlachtfeld erlebt, aber der Stygier trug die Schlachtfelder in friedliche Ortschaften. Er schritt auf den Stygier zu und polterte los „Das sind zu viele Wachen. Wir werden viele Männer verlieren. Der Plan ist schlecht, die Ortschaft ist schlecht…“Seine Worte endeten abrupt als der Stygier herumwirbelte und eine Geste vollzog die für das menschliche Auge kaum wahrzunehmen war. Der Barbar verharrte an Ort und Stelle als wäre er augenblicklich eingefroren. Der Stygier näherte sich dem Gesicht des Barbaren und sprach mit leiser, zischender Stimme „Tölpelhafter Narr. Du solltest… glauben! An MICH glauben…“
Dann wand er sich ab ohne den Barbaren weiter zu beachten, der aus seiner Starre erwachte. Während der Stygier das Schiff in Richtung Ortschaft verlies, schlug der Barbar dem nächstbesten Mann seine Faust ins Gesicht und schrie „Was steht Ihr hier noch rum? Macht Euch bereit…“ und die Menge gehorchte ihm. Mit Hass in den Augen sah er dem Stygier hinterher, der freundlich und gut gelaunt mit den Wachen scherzte und mit ihnen ins Dorf schritt.

Es vermag etwa eine halbe Stundenkerze abgebrannt zu sein, als der Stygier gemächlichen Schritts zum Schiff zurück kam. Ihm folgten ein gutes Dutzend bewaffneter Wachen des Dorfes. Der Barbar an Bord des Schiffes war skeptisch. Wollte der Stygier sie hereinlegen? Sein Griff schloss sich fester um die große Axt als sich der Pulk dem Schiff näherte. „Das gefällt mir nicht“ rief der Barbar seinen Männern zu. „Wenn er uns reinlegen will, dann legen wir ihn um. Ich hasse ihn sowieso für seine herablassende Art und die wenige Beute die er mir zuteil werden liess…“

Kurz vor dem Anleger nahmen die Dorfwachen ihre Armbrüste auf und spannten sie. Dabei umkreisten sie den Stygier wie auf ein geheimes Zeichen hin, der als Gefangener in der Mitte stand und langsam die Arme hob.

Geradezu triumphierend stellte sich der Barbar auf die Reeling und rief „Wir haben mit dem verschrobenen Hexer nichts zu tun. Er war nur unser… Passagier. Wir werden dann unsere Reise weiter…“

Der Stygier klatschte einmal mit seinen erhobenen Händen. Die Wachen, die immer noch einen Kreis um den Stygier bildeten, wandten sich mit ihren gespannten Armbrüsten vom Stygier ab und drehten sich jeweils nach links ihrem dort stehenden Kameraden zu. Sie hoben dabei die Armbrust an und zielten jetzt auf den ungeschützten Hals ihres Kameraden zu ihrer Linken! Der Stygier rief zu seinen Söldnern „Ihr solltet… glauben! An mich… glauben!“ und er klatschte ein zweites Mal in die Hände.

Zwölf Armbrustbolzen zerrissen zwölf Kehlen und inmitten eines perfekten Kreises aus Blutfontänen stand triumphierend der Stygier, blutbesudelt aber unverletzt. Alle Wachen starben in der selben Sekunde in der sie sich als Mörder ihrer Kameraden erwiesen. Ihre toten Leiber bildeten einen grotesken Schutzwall um den Stygier.

Dann klatschte der Stygier leisen Applaus, offenbar für sich selbst. „Eine makellose Inszenierung“ murmelte er. Das Entsetzen stand den Söldnern ins Gesicht geschrieben.

„Die Wachen werden sich uns nicht in den Weg stellen.“ Rief er zum Schiff. „Sie sind nun willenlose menschliche Hüllen, wenn Ihr ihnen nichts tut, werden Sie euch in Ruhe lassen. Also benehmt Euch den Gesetzeshütern gegenüber“ rief er höhnisch.

Der Barbar riss die Axt in die Höhe „AUF GEHT’S MÄNNER! Plündert das Dorf, nehmt Euch die Weiber. Jedem das seine und Mir das BESTE!“ lachte er.
Mit lauten Gegröhle fiel das Söldnerheer in das Dorf ein. Als sich auch der Barbar aufmachen wollte hielt ihn der Stygier zurück. „Warte einen Augenblick, du Hundsfott“.

Der Barbar verzog das Gesicht und dachte bei sich „Genug ist genug“. Er zog einen langen Doch der Scheide und wirbelte herum um den Stygier einen tötlichen Hieb in den Unterleib zu verpassen. Doch der Stygier war bereits vorher einen Schritt beiseite getreten, so dass der Hieb ins Leere ging. Im selben Moment blies der Stygier dem Barbaren ein Pulver ins Gesicht, das auf magische Weise seinen Weg in die Gesichtsöffnungen fand. Einen Herzschlag später stand der Barbar ruhig abwartend vor dem Stygier. Sein Blick war leer.

Der Stygier klatschte einmal in die Hände und der willenlose Barbar drehte den Arm so, dass die Spitze des Dolches auf sein eigenes Herz deutete.
Der Stygier setzte einen gespielt mitleidsvollen Blick auf als er dem Barbar in die Augen sah und ihm zuflüsterte „Du hättest… glauben sollen.“ Dann wand er sich ab, schritt auf das bereits brennende Dorf zu und klatschte ein zweites Mal in die Hände…