Lautes Stimmengemurmel drang aus dem Handelsposten auf den Platz davor. Nexothep verlangsamte seine Schritte auf den Stufen als ihm bereits ein Mann auf einem Pferd entgegenritt. Er konnte noch ausweichen und bahnte sich dann den Weg in den Handelsposten, der vollgestopft war mit Leuten aus allen Nationen. Auf den ersten Blick konnte er den Haendler gar nicht erkennen, denn soviel Menschen standen im Weg vor und hinter dem Tresen.
Szenenbild
Dann entdeckte er seinen Bruder, der gerade aus dem untersten Regal eine leichte Rüstung hochhob und dem Stygier übergab, der neben dem Tresen stand. Dieser liess einige Goldmünzen liegen und drängte sich an an Nexothep vorbei Richtung Ausgang. Der Haendler erkannte nun auch Nexothep und winkte im zu, aber die Gasse war bereits wieder versperrt durch weitere Leute. Erst war Nexothep verärgert, aber dann bemerkte er, dass all diese Leute Kunden waren, die Rüstungen kauften – SEINE Rüstungen. Zufrieden schaute er dem Treiben einige Zeit zu, bis seinem Bruder eine Verschnaufspause gegönnt wurde. Er sprach ihn an:
„Was zum Henker ist denn hier los?“
„Keine Ahnung. In den letzten Tagen steppt hier der Bär, sinnbildlich gesprochen. Die Leute kaufen und verkaufen wie verrückt, es ist der helle Wahnsinn, unbeschreiblich .“ Der Haendler ließ seinen Blick von Nexothep ab und nickte einer Khitanerin zu, die in der Ecke vor dem Tresen stand und die nur spärlich bekleidet war.
Nexothep folgte dem Blick des Haendler zur Khitanerin, die ihm freundlich aber freudlos ansah.
„Wie meinst du das?“ fragte er den Haendler.
„Na ja, ich verkaufe eine Rüstung nach der anderen und die Leute zahlen mit allem, was sie haben. Handwerks-Ressourcen sind zur Zeit teuer wie nie. Stell Dir vor: Silber wird derzeit vergoldet!“
„Wie meinst Du das? Silber hab ich seinerzeit für 3-5 Silbermünzen gekauft, pro Hunderterstack. Was ist er jetzt wert?“
„Ich habe unseren ganzen Vorrat für jeweils 90 Silbermünzen verkauft. Und ähnliches passiert mit Kupfer... und mit Granit.“
„Was...“
„Selbst mit Eibenholz! Das einfache Eibenholz hab ich für … halt Dich fest... über 6 Goldmünzen verkauft. Und unsere Unterhändler bringen uns Geld für den Verkauf von Skorpionöl und Raubkatzenblut. Und dann kommen wieder die anderen Leute, diejenigen, die verkaufen und bringen Unmengen von Handwerks-REssourcen.... und anderen Sachen.“ Er warf wieder einen Blick zu der Khitanerin und setzte noch nach „Das Geschäft boomt wie noch nie.“
„Gut, lass die Liste mit den Geschäften sehen.“ sagte Nexothep
Der Handelsposten leerte sich ein wenig und die Zeit war günstig für eine Kontrolle der Bücher. Nexothep las die Liste sorgfältig durch und rechnete.
LISTE
Der Haendler blieb neben Nexothep stehen, blickte dann zur Khitanerin die weiterhin stumm vor dem Tresen stand, und biss sich auf die Lippe.
Überaus zufrieden rollte Nexothep die Liste zusammen und steckte sie ein. „Wo ist das Geld?“
Der Haendler atmete einmal tief ein und gab Nexothep einen Beutel. Noch zufriedener nahm er den Beutel und warf ihn abschätzend in seiner rechten Hand. Dann warf er ihn noch einmal hoch, und noch einmal während sein Gesichtsausdruck sich verfinsterte. Dann schaute er seinen Bruder an und sprach mit bedrohender Stimme „Da fehlt Geld!“
Mit zitternder Stimme sagte der Haendler „Was?“
„Das sind keine 100 Goldmünzen, nicht annähernd“ sprach Nexothep mit fester Stimme.
„Äh... Verkaufsprovision? Fünf Prozent...“ wich der Haendler aus.
„Hör gut zu, Hundsfott. Selbst nach Abzug der Provision müssten noch über 96 Goldmünzen in diesem Beutel sein. Soll ich nachzählen und Dir für jede fehlende Goldmünze einen Schockschlag verpassen wie der Hure, die mich in Deiner Wohnung angegriffen hat?“
„N... Nein... Bitte, es ist nicht so wie Du denkst.“
„Ach, und was denke ich?“ fragte Nexothep
„Du denkst vermutlich, dass ich Dir Geld unterschlagen habe oder sogar gestohlen habe. Aber so ist es nicht, es ist... anders.“ sagte er fast flehend und wieder schaute er zur Khitanerin herüber, die aber emotionslos zurückschaute.
„Ich bin gespannt!“ verschränkte Nexothep die Arme.
„Du hast ja selbst gesehen, was hier los war und wie es drunter und drüber ging. Und als ich letzte Woche ein komplettes Set des piktischen Kryptaträgers verkauft habe, da hatte der Käufer nicht genug Gold dabei und hat... mit anderen Sachen bezahlt.“
„Du meinst Handwerks-Ressourcen?“
„Nein... was ganz anderes.“ Sein Blick wanderte auffallend auffällig zu der Khitanerin und er nickte zu ihr rüber „Mit Sklaven.“
Nexothep machte große Augen „Du hast eine Sklavin als Bezahlung angenommen?“
„Nicht nur eine“ antwortete der Haendler kleinlaut.
„Und was hast Du dafür an Gold erlassen?“ fragte Nexothep, immer noch verwundert über den Umstand.
Er schluckte „Zehn... Goldmünzen.“
„ZEHN GOLDMÜNZEN“ rief Nexothep nun doch verärgert „Sind die Sklaven das denn wert?“
„Ich hab keine Ahnung“ rief der Haendler schluchzend „Das ging alles so schnell... Ich weiß nicht mal mehr den Namen des Käufers.“
„Ja.. und nun? Was soll ich mit den machen? Wir haben doch keine Zeit uns um die zu kümmern und hier im Handelsposten dürfen die nicht arbeiten.“
„Ich weiß es doch auch nicht. Sie sind die meiste Zeit bei mir zu Hause und machen sauber. Und die hier, die ist so... exotisch und... schön.“
Nexothep überlegte.
„Ich könnte sie immer anschauen, deshalb steht sie hier.“ schwärmte der Haendler weiter.
„Wir verkaufen sie.“ sagte Nexothep mit fester Stimme.
„Was? Verkaufen?“ Dem Haendler fiel die Kinnlade herunter. „Nein, das geht doch nicht.“
„Oh doch, das geht. 10 Goldmünzen fehlen mir und die werde ich mir wiederholen. Und wenn nicht, dann werde ich zumindest dafür sorgen, dass mir nicht noch die Haare vom Kopf gefressen werden. Los, schreib auf....“
Der Haendler tat wie ihm geheißen und schrieb auf ein großes Blatt Pergament
„Sklaven-Versteigerung am 20. des Monats
Kommet zur Landzunge von Khemi zur goldenen Statue am 20. des Monats. Am Abend wird der bekannte Händler und Meister-Rüstungsschmied NEXOTHEP einige Sklaven zur Versteigerung feil bieten. Kommet, staunet und kaufet exotische und gesunde Sklaven.“
Diese Pergamente schrieb er einige Male ab und
hängte sie überall in Khemi auf.