Luron, der Löwe von Koirs
Der Tod naht
Von der Decke nieselt Sand herab. Der Sand der Arena von Koirs, einer kleinen Stadt in Koth. Man hört das Jubeln der Menge und das Fallen eines Mannes. Die verrosteten Eisentore öffnen sich quietschend und zwei Männer mit Hacken laufen raus. Kurze Zeit später ziehen sie, jeweils zwei leblose Körper, zurück nach unten. Ein Wachmann brüllt und zeigt auf drei Männer: „Ihr Drei! Los rein, ihr verräterischen Hunde und sterbt!“ Die Männer erheben sich und begeben sich in die Arena. „Der Rest! Kann schon mal beten, es wird nichtmehr lange dauern!“, brüllte der Wachmann erneut und verschloss das Tor. Zwei weitere Männer erheben sich und gehen weg.
Von den vormals 35 Gladiatoren des Dominus Duro Xaron, sitzen nur noch 3 zusammen. Der erste Kämpfer, der Neueste des Ludus von Xaron und Luron warten auf den Tod. Der Neuling durchbrach die Stille mit seiner jugendlichen Stimme: „Löwe, wer warst du bevor du Sklave wurdest?“. Der erste Kämpfer, genannt Zak, knurrte: „Schnauze Kleiner. Niemand interessiert sich für diesen Haufen Scheiße.“ Der Junge, wohl kaum älter als 17 Sommer, ignorierte dessen Worte und sprach erneut: „Komm schon. Solltest du sterben und ich leben, werde ich deine Geschichte weitertragen.“ Luron hebt seinen Kopf und durchdringt den Jungen mit seinem Blick. Er ist kalt, leer und ohne Leben: „Ich weiß nicht wer ich bin oder wer ich war. Nur wenig weiß ich über meine Vergangenheit.“ Nachdem er sprach senkte er wieder den Kopf und fällt in sein Schweigen. „Komm schon. Erzähl es mir.“, drängte der Knabe. Zak erhob sich und wollte dem Bengel eine knallen, doch der Löwe legte seine Hand auf dessen Unterarm und nickte ihm zu. „Nun gut. Ich erzähle es dir.“
Luron beginnt zu erzählen und verfällt in eine Art Trance: „Ich sehe eine wunderschöne Frau. Langes…schwarzes Haar…wie aus Ebenholz. Mit üppigen Brüsten und schlanker Statur… Sie duftet nach Honig und Lavendel. Ich sehe einen Knaben…nicht älter als 6 oder 8 Sommer. Seine Haare kurz und schwarz, wie die der Frau…er sitzt auf einem Hengst, während er im Kreis reitet...das Fell, weiß wie Schnee… er winkt mir zu.
Dann ist alles weiß…Als nächstes rieche ich den Tod, sehe und spüre die Hitze eines Feuers, dass eine selbstgebaute Hütte frisst und zerstört…der vormals schöne Ort stirb. Ich höre das Schreien und Weinen eines Kindes…das Stöhnen von Männern und das Wimmern und Weinen einer Frau…dann…Dunkelheit und Stille. Ich erwachte und war ein Sklave auf den Weg zum Sklavenmarkt.“
Luron seufzt und senkt den Kopf. Die beiden anderen Gladiatoren, schwiegen ebenfalls. Der Wachmann schrie: „Ihr Drei, seid die Nächsten! Los raus und umarmt euren Tod!“ Der Knabe und die Zwei Gladiatoren, die zuvor Luron und Zak verließen, gehen raus und begegneten ihren Schicksal.
Zak, erster Kämpfer Xaron und Luron, der Löwe, warteten weiter im Schweigen.
Die Umarmung des Todes
Wieder verließen die zwei Arenasklaven, die unteren Ebenen und gingen zum Schlachtfeld hoch. Sie zogen erneut die Leichen der Xaron Gladiatoren runter. Ein letztes Mal für den Tag rief der Wachmann: „Ihr Zwei! Raus in die Arena, zum Sterben! Mal sehen was der erste Kämpfer und der Löwe draufhaben.“ Den letzten Satz beendete er mit einem verächtlichen Lachen. Die zwei Gladiatoren nickten sich zu und erhoben sich. Ein letztes Mal, standen sie in der Arena. Ehrenvoll und furchtlos. Man nahm ihre Fesseln ab und gab ihnen rostige und stumpfe Schwerter.
Dann schritten sie durch das Tor, durch das sie schon oft schritten. Dieses Mal, waren aber sie diejenigen, die beworfen wurden.
All seine Sinne wurden wie so oft von der Arena überwältigt. Er spürte die Hitze des Sandes und der Sonne, auf seiner Haut. Roch den Gestank des Todes, Exkrementen, Schweißes und der Wollust der Zuseher auf den Tribünen rund um ihn herum. Er hörte das Schreien der Männer und Frauen. Er wartete geduldig und nahm seinen Schwertgriff fester in die Hand. Sein Blick erhob sich und fixierte seine Gegner. Einen Axtkämpfer, einen Schildkämpfer und einen Mann mit Dreizack und Netz.
Plötzlich kehrte Ruhe ein. Die Ruhe vor dem Sturm. Die Menge wartete gespannt auf die Worte des Stadtherren, der sprach: „Bürger von Koir! Ich präsentiere euch, den Hauptkampf! Zak, erster Kämpfer von Xaron. Des Verräters unserer kleinen Stadt. Und! Luron, der Löwe!“ Die Menge schrie und buhte die zwei Gladiatoren aus. Die Menge ist launisch und das begriff Luron erneut. Zuvor bejubelten sie ihn und jetzt hassten sie ihn und seine Brüder. Die Menge schwieg wieder und ließ den Stadtherren sprechen: „Nun meine Bürger will ich euch nicht länger warten lassen! Kämpft!“ Brüllte er und senkte seine Faust.
Die Gladiatoren stürmten los. Der Axtkämpfer schwang seine tödliche Waffe, mit enormer Kraft. Zak ging auf den Schildkämpfer los, während Luron dem Axtkämpfer beschäftigte. Blocken oder parieren war sinnlos, die Kraft mit der die Axt herniederfuhr würde das Schwert von Luron zerbersten lassen. Deshalb wich der Gladiatoren den Schlägen solange aus, bis er einen Treffer landen konnte. Das tat er auch. Als der Hüne seine mächtige Axt in die Lüfte erhob, sprintete der Gladiator auf ihn zu und schnitt ihm den Wanst auf. Die Eingeweide quollen heraus und der Axtkämpfer versuchte sie drinnen zu behalten, aber er schaffte es nicht. Der Riese war abgelenkt und konnte wohl die Umarmung des Todes spüren. Der Löwe rammte, seine Waffe durch das Genick des Hünen und lies es aus dessen Maul wieder heraussehen.
Währenddessen kämpfte Zak gegen den Samniten. Als sich jedoch der Retiarier mit seinem Netz einmischte, war es gelaufen. Der Schwarzhäutige warf sein Netz nach den Gefangenen. Der sich trotz ausweichen, im Netz verfing. Wie ein Berserker rannte Luron zu den Dreien um seinem Bruder zu retten, doch es war zu spät. Der Samnite stellte sich ihm entgegen und der Retiarier tötete Zak mit seinem Dreizack. Trotzdem stoppte der Löwe nicht und rannte weiter. Das Schild vor sich haltend war der Samniter in der Defensive und wartete den Angriff ab. Der kam nicht, sondern Luron sprang über seinem Gegenüber, indem er das Schild als Hilfe benutzte. Er nahm sein Schwert und rammte es dem Samniten in den Rücken, während er wieder zu Boden fiel und schlitzte ihn auf.
Der Retiarier zog seinen Dreizack aus dem Körper von Zak und nahm sein Netz wieder an sich. Luron hingegen nahm sich das Schwert des Toten Gladiators und fixierte den Letzten. Sein Blick ähnelte einer Bestie, die nach Blut gierte. Doch Luron Chancen standen schlecht gegen den Schwarzhäutigen. Er konnte den Netzen zwar ausweichen, doch erwischte es ihm letztendlich. Der Retiarier zog mit ganzer Kraft und riss der Löwe von den Beinen. Er landete hart auf dem Sand und verlor seine Waffen. Sein Gegner war siegessicher und ging langsam auf Luron zu, seinen Dolch ziehend und den Dreizack wegwerfend. Luron rechter Arm löste sich aus dem Netz und tastete im Sand. Der Löwe spürte richtig, ein abgebrochenes Stück Speerholz lag im Sand versteck. Er packte das Holz und als der Retiarier auf seinem Körper niederkniete. Den Dolch in die Höhe riss und zustoßen wollte. Rammte Luron das Holz seitlich durch die Kehle und rettete sich. Der Blick des Gladiators, war überrascht und schmerzvoll. Er gurgelte und ringte nach Luft, doch außer sein eigenes Blut kam nicht. Luron erhob sich und warf den Retiarier auf den Sand, wo dieser an seinem eigenen Blut erstickte und starb.
Die Menge schwieg und war gebannt vom Ende, des Kampfes. Selbst der Stadtherr wusste nicht was er tun sollte. „Luron, der Löwe! Hat gesiegt und sein Preis ist…das Leben!“, sprach der Fettleibige und setzte sich auf seinen Stuhl. Die Menge brauchte etwas und begann zu jubeln. Ob der Entscheidung oder des Schauspieles wussten wohl selbst die Zuseher nicht. Jedenfalls führten die Wachen den Gladiator ab und wurde, auf Befehl des Stadtherren, verkauft. 50 Goldstücke wurden bezahlt und der Sklave wurde aufs Schiff gebracht, wo er an die Ruder gekettet wurde bis sie Tortage erreichten.
Dort wartet er jetzt. Auf seinen Tod oder seinen neuen Dominus wartend.
Suche nach der Vergangenheit
Der verlorene Sohn
Fünf Tage reisten Luron, der Löwe von Koirs, seine Gemahlin Laray und die Mitrageweihte Tyrys mit dem Schiff nach Poitain. Die Damen hingen die meiste Zeit über der Reling, Luron hingegen stand still da und behielt die Umgebung um sie im Auge. In der Nacht teilten sie sich eine Kabine. Der Löwe schlief am Boden, da für alle drei kein Platz im kleinen Bett gab.
Endlich kamen sie in Poitain an. Tyrys erinnerte sich an die Vergangenheit und war glücklich. Laray war begeistert und sah sich sofort alles an, nahm Blumen und Gräser mit, roch die Luft und ließ sich von der kühlen Brise erfrischen. Lediglich Luron war das Gegenteil...der Geruch Poitains hatte ihm seltenst schöne Dinge gebracht, er kannte die Gefahr in den Ebenen und war wachsam. Der erste Weg führte sie nach Caenna, wo Tyrys ein Geschenk für Laray kaufte und der Löwe die Packpferde besorgte. Es dauerte nicht lange und sie gingen los.
Der Krieger mit gezogenen Schwertern zu Fuß und die Damen auf den Pferden. Sie trafen nach einiger Weile auf eine vermummte Frau..."Eine Banditen-Frau,", schoss es Luron durch den Kopf und er wies die beiden Frauen an hinten zu warten. Er hatte Recht, denn als er sich näherte griff sie an. Luron blockte ihre Hiebe und leitete sie dann nach hinten weiter, die Frau stolperte und der Löwe stich die Klinge in ihre Kehle. Als sie am Boden lag kamen auch die Begleiterinnen und begutachteten sie. Unfassbar war es für sie, sie dachten Luron mache Witze. Tyrys wollte weiter, was verständlich war und die Gruppe reiste voran. Die Nacht brach allmählich herein und sie brauchten einen Unterschlupf.
Eine Ruine diente der Gruppe als Unterschlupf. Nicht nur das Poitain dem Löwen Unbehagen bereitet, nein jetzt sind sie auch noch so nahe am Gott des Todes, wie es der Krieger nur in Kämpfen ist. Um sich die Zeit zu vertreiben besorgte er Holz und ein Rehkitz, während Laray die Schlafstelle bereitete und Tyrys sich um die Pferde kümmerte. Das Lagerfeuer wärmte, neben den Fellen die Gruppe...nur Luron lief eine Gänsehaut über den Körper. Denn die Flammen offenbarten immer wieder die Gesichter der verbrannten Frau, des Jungen, des Gesichtslosen und der lachenden Narbenfratze. Es blieb nicht unbemerkt und die Frauen hielten ihren Beschützer an zu schlafen, doch seine Träume waren unruhig und als der Tag anbrach war er wieder munter. Nach und nach erwachten dann auch Laray und dann Tyrys. Sie frühstückten etwas und dann ging es auch schon weiter.
Nicht unweit von ihrem Lager lag das Dorf aus Lurons Erinnerungen. Nur stimmte etwas nicht, denn es war ruhig....zu ruhig. Tyrys sah sich um und rief nach den Bewohnern. Sie ließen nicht lange auf sich warten aus den Fenstern drangen 5 Bogenschützen heraus und auf den Dächern weitere 3. Aus den Häusertüren strömten Bauern und teils auch junge Kämpfer, die die Gruppe umstellten und Luron sofort erkannten. Seine Tätowierung an der Schulter hätte der Gruppe fast den Tod gekostet, wäre eine alte und kleine Frau nicht aufgetaucht und hätte dem Rädelsführer ihren Stab auf den Kopf gedonnert. Die Frau bat den ehemaligen Sklavin sich hinzuknien, damit sie ihn besser sehen kann und ebenso den Helm abzunehmen. Skeptisch und widerwillig folgte er den Bitten der Vettel. Als sie das Gesicht sah, strahlte die Frau: "Es ist der Andere, Kinder. Senkt die Waffen und geht wieder zurück ins Haus. Er gehört nicht zu ihnen." Die Meute gehorchte ihr aufs Wort und verließ den Platz. Auf der Straße und später im Haus sprachen sie über Lurons Vergangenheit. Es stellten sich viele Dinge heraus, zunächst war die alte Vettel seine Ziehmutter, er hat einen Bruder und heiratete die Tochter der Dame. Auch lag sein Haus in der Nähe und seine Tätowierung hieß soviel wie "Die blauen Löwen" eine kleine Gruppe von Banditenjägern. All diese Informationen ließen Woge um Woge an Erinnerungen aufmarschieren und schmerzten dem Kämpfer in Seele und Körper. Laray war bei ihm und führte ihn durch diese Wogen, sowie sie ihm Kraft gab. Tyrys hörte zu, während sie am Feuer saß und die Flammen beobachtete. Langsam brach der Abend herein und die "Mutter", wie sie genannt werden wollte, schickte die Drei in ein kleines verlassenes Haus in der Stadt. Zuvor jedoch gab sie jedem ein Geschenk. Tyrys erhielt ein altes Mitra-Symbol, Laray den Armreif von Lurons Mutter und der Löwe selbst...eine kleine Löwenschädeldecke mit einem roten Symbol darauf...dem Symbol des Todes. Dankbar und erschöpft gingen das Paar vor in das verlassene Haus und richteten es her. Als das Feuer brannte und das Bett fertig war, legte sich Luron auf Bitten von Laray hin und schlief nach wenigen Minuten ein. Währenddessen blieb Tyrys im Haus der "Mutter" und bereitete das Essen zu. Sie sollte vieles über den Löwen erfahren, während sie bei der mystisch wirkenden Frau übernachtet.
Die Nacht ist ruhig...und was hält der Tag bereit?
Flammen der Vergangenheit
Luron erwachte schon bevor der Tag anbrach. Laray lag neben ihn und schlief noch tief und fest. "Sie schläft...gut. Es wird Zeit das alles zu beenden!", dachte sich der Löwe, erhob sich leise, legte seine Ausrüstung an und verschwand aus dem alten Haus. Lediglich einen Wasserschlauch und seinen Speer nahm er mit. So ging er zum Ort wo alles begann.
Stunden vergingen und er kam endlich an. Ein verkohltes und eingestürztes Lehmhaus stand vor ihm. Leblos und Tod...vor seinem geistigen Auge zuckten Erinnerungen von Weib und Sohn. Sein Herz war schwer von Trauer und feurig vor Zorn. Nicht schlechter hätten die zwei Banditen auftauchen können. "Der Boss hatte recht...der Dummkopf kommt tatsächlich hierher.", lachte der ältere von Beiden. Sie trugen eine Hartlederrüstung mit einzelnen Metallplatten und darauf war ein blauer Löwe gemalt. Sie gehörten zu den Banditenjägern, denen Luron einst angehörte. Nur waren sie keine Jäger mehr sondern selbst mehr Plünderer und Mörder.
"Ja...töten wir ihn und dann holen wir uns seine Schlampen!", sabberte der Jüngere mit seiner ohnehin recht hohen Stimme. "Ihr werdet die Frauen in Ruhe lassen...", sprach er ruhig als er sich umdrehte und seine Schwerter aus der Halterung zog. Seine Augen brannten vor Zorn und Wut. Der Ältere machte den Anfang...Schlag...Metall trifft Metall...Metall durchdringt Fleisch....Bandit stirbt an aufgerissenen Magen und herausquellenden Gedärmen. Der jüngere sah mit großen Augen zu, als sein Freund mit Leichtigkeit und ungeheurer Schnelligkeit getötet wurde. Seine Hose wurde dunkel und nass, bevor er entschied wegzulaufen. Der Löwe hetzte dem Jungen nach und riss ihn zu Boden, indem er den Banditen das Schwert im Flug in die Schulter rammte. "Wo ist er du Wurm! Sag mir wo finde ich den Mistkerl, den ich Bruder nannte!", knurrte Luron in das Banditenohr und drehte die Klinge im Knochen und Fleisch. Nicht lange und der Junge sang unter Schmerzen. Nachdem der Löwe seine Beute verhörte, zog er das Schwert heraus und ging gemächlich zum Speer. Währenddessen atmete der Bandit durch. Seinen letzten Atemzug jedoch, denn nicht lange nachdem das Schwert aus dem Körper war drang der Speer schon durch den Hinterkopf in die Erde.
Der Kämpfer machte eine Pause und sah sich die Karte an, markierte den Ort welcher ihm genannt wurde, trank und schliff seine Waffen.
Es war soweit...es würde Blut in Strömen fließen und der Tod würde neue Seelen bekommen....
Bruderzwist
"Bruder! Komm raus und kämpfe, du verräterischer Hund!", brüllte Luron laut. Bogenschützen zielten auf ihn und nach einigen Momenten öffneten sich die Tore zum Lager. Da stand er. Mit zwei Schwertern als Waffen, einer vergoldeten Rüstung und der Narbe durch das ganze Gesicht. Luron fügte sie ihm zu und sein Vorhaben ist es. es endgültig zu beenden. Langsam schritt der Krieger zu seinem älteren Bruder und dieser sprach: "Seht Jungs wer zurückgekehrt ist! Der verlorene Bruder!". Luron wollte nur noch kämpfen und knurrte: "Schweig und kämpfe, du Verräter!" Auf diese Worte hinauf griff Luron von oben an. Der Schlag wurde geblockt, aber der Konter seines Bruders ebenso. Es zog sich viele Minuten hin, bis es endlich geschah. Luron wurde von seinem Bruder mit einer Hand voll Sand geblendet und wankte. Ein Schnitt über den Oberkörper und ein Tritt in den Magen rissen den Rachsüchtigen zu Boden. "Seht ihr Jungs?! Sowas nennt man Löwe...schwach und leicht zu besiegen. Nicht wert einer von uns zu sein!", lachte der Bruder und schnitt Luron die Tätowierung von der Schulter. Schmerz, Erschöpfung und Luftknappheit ließen den Kämpfer nach vorn über kippen. "Eckelhaft...Brüderchen!!! Bruderherz...nicht sterben ich hab dir noch so manches zu sagen. Wir schändeten deine Frau und folterten deinen Sohn. Wir verbrannten sie und hingen sie und weißt du was...?", prahlte der Bandit und dreht sich dann zu den Seinen um. "Wir machen dasselbe mit deinen Schlampen!", lachte er und die Menge jubelte. Durch all den Zorn und Hass, den sein Bruder ihn Luron schürte bekam er die Kraft um sich nochmal zu erheben. "Finger weg...von meiner....FRAU!", flüsterte die Bestie ins Ohr der Beute und biss brüllend in dessen Hals. Sein starker Kiefer, bohrte die Zähne tief in das Fleisch von Lurons Bruder. Er riss ihn zu Boden und türmte sich auf ihn. Selbst die Schläge und Schnitte hielten Luron nicht auf...er riss seinem Gegner die Kehle raus. Eine Fontäne aus Blut spritzte in die Höhe, als der Löwe sich mit seiner Trophäe erhob. Die Männer zuvor noch begeistert und lachend, standen da. Angst in den Augen und bei manchen auch in den Hosen...sie gingen einen Schritt zurück. "Nähert sich auch nur einer von euch mir oder meinen Gefährtinnen, werde ich jeden einzelnen von euch die Eier abschneiden und sie euch zum Fressen geben!", knurrte er und blickte jeden einzelnen tief in die Augen. Der Blick war der einer wild gewordenen und blutrünstigen Bestie. Als er die Arena verließ, machten die Banditen eine Schneise und sahen anschließend auf ihren gefallenen Anführer. Niemand kam auf den Gedanken, dem Löwen zu folgen und es war auch dessen Glück. Denn er war zu erschöpft um zu kämpfen.
Die letzten Kraftreserven nutzte er und ging mit schweren Füßen zum Grab von Weib und Sohn. Auf allen Vieren und mit den blutigen Händen auf ihren Grabsteinen trauerte er: "Verzeiht mir....ich konnte euch nicht schützen und auch nicht verabschieden....Bitte....verzeiht....mir...." Die letzten Worte waren mehr ein Flüstern und ließen den blutverschmierten und verwundeten Löwen sein Bewusstsein verlieren.
Die Rache ist vollbracht. Die Erinnerungen sind wieder klarer und die Albträume weg. Was ist der Preis? Das Leben sickert immer weiter aus dem Krieger...wird er mit seinem Leben für die Rache bezahlen?
Dem Tod entkommen
Lurons Körper war kalt und rührte sich nicht mehr....Thanatos, der Tod, umarmte den Löwen und zog ihn in sein Reich. Das Letzte was er sehen durfte, waren die gemeinsamen Momente mit seiner geliebten Laray. Es war kalt, dunkel und feucht. Weinen, Schluchzen, Schreie und alle möglichen Geräusche halten durch die Halle der Toten. Dort wartete er darauf ins Reich der Toten überzusegeln und dort Frieden zu finden, doch dem war nicht so. Zwei weiße und leuchtende Schemen kamen zu ihm...es waren seine Frau und sein Sohn. Mit sanfter Stimme sprachen sie zu ihm: "Mein Liebster....Vater....wir verzeihen dir, auch wenn es nichts zu verzeihen gibt....aber bitte...verlasse diesen Ort...du gehörst hier nicht her...das Reich der Lebenden ist dein Platz. Dein Platz ist an der Seite deiner neuen Liebe..." Plötzlich durchströmte den Löwen das Licht und unbändige Kraft...Larays Gesicht, ihr Körper, ihr Lächeln...all ihre Herrlichkeit erschien vor ihm und stieß ihn zurück ins Leben. Ein lauter und langer Atemzug, zeugte in der Welt der Lebenden dass die Seele...wie durch ein Wunder...zurück in den Körper des Kämpfers schwand. Seine Kraft reichte um zurück nach Hause zu gehen. Dort, kurz vor dem Ende verließ ihn seine Kraft. Doch er wurde sofort in das Haus der "Mutter" gebracht und versorgt. Zahlreiche Schlitz und Stichwunden, sowie die tödlichen und großen Wunden wurden versorgt. Immer wieder sollte er dem Tode nahe sein, doch die Liebe zu Laray gab ihm Kraft...doch dies sollte sich wohl bald ändern, wie sich in Khemi herausstellt.
Heilung des Herzens und der Seele
Die Nacht brach über Khemi herein und Luron residierte schon den ganzen Tag in einem der Gemächer des Schlangenkopfs. Doch trug er keine Rüstung sondern die Gewänder die Larays Dienerin Mara genäht hatte. Vor ihm stand ein Kelch mit Wein, während der Kämpfer selbst in seinem Stuhl saß und seinen Helm in den Händen hielt. Thanos, sein treuer Begleiter und Freund, lag wie immer nahe der Tür und beobachtete ihn. Dem Tier schien es zu schmerzen, seinen Herren so zu sehen. Voll von Schmerz und Trauer. Mit nicht mehr als den einen Wunsch, der ihm nie erfüllt werden kann.
Dann öffnete sich die Tür und Ambrys trat ein. Für einen Moment war es laut, aber dann wieder still. Sie sah und spürte Lurons Schmerz und ging zu ihm. Als er ihr seinen Schmerz preis gab, fiel sein Helm aus den Händen und knallte auf den Boden. Der Schmerz über den Verlust seines Sohnes vor so langer Zeit, zerbrach ihm endgültig das Herz. Er klagte und weinte bitterlich in den Armen der Cimmerierin. Schuld über die Unfähigkeit die zu schützen, die ihm alles bedeuteten. Angst davor erneut alles zu verlieren, wenn er beginnt zu lieben. Die Trauer seinen Sohn nie mehr in die Arme schließen zu können, ihm zu sagen wie sehr er ihn liebte und wie stolz er auf ihn ist. Immer wieder fragte er "Warum?". Ambrys selbst rann ebenso die Tränen hinab und sie sagte ihm, dass er keine Schuld trägt, dass er nicht versagte und vor allem, dass er um sie keine Angst haben muss, denn so schnell würde sie ihn nicht verlassen. Er fühlte sich durch ihre Umarmung und dem Streicheln über seine Arme ruhiger und begann von seinem Leben zu erzählen. Dem Anfang und dem Tod.
Ambrys erfuhr, dass seine Eltern ermordet wurden durch Banditen. Ein Jäger ihn ausbildete und er die Frau geheiratet hat, die er sowie auch sein Bruder geliebt haben. Doch entschied sie sich für Luron. Er erzählte ihr von seinem Haus, dem Pferd aus Holz für seinen Sohn, dem Schwert aus Holz, das glückliche Leben bis hin zu diesen einen schicksalhaften Tag. Sie streichelte seine Arme, lauschte den Worten und sah in ihren Gedanken Lurons Leben. Als seine Geschichte endete sagte er ihr, dass sie die Einzige sei, die über seine Vergangenheit so genau erfuhr und ihm zuhörte. Außerdem offenbarte er ihr endlich, dass nur zwei Personen sein Herz jemals so stark machten und ihm Kraft gaben. Sera und Kronon...Weib und Sohn des alten Lebens.
Dann öffnete er seine Hand und zeigte eine Halskette mit einem Zahn des Tieres, dass er einst mit bloßen Händen erlegte. Ein Löwe wie er. Dann schwor er ihr: "Hiermit schwöre erneut...unter den Augen der Götter...dass du die Eine bist...die ich auf ewig..lieben, ehren, beschützen und stützen werde...dass kein anderes Weib mich mehr spüren wird außer du...dass mein Herz dein ist...sollte ich versagen oder meinen Schwur brechen...so soll ich in den Tartaros geworfen werden...wo Krähen meine Zunge...und mein Herz jeden Tag aufs Neue herauspicken...dies schwöre ich so wahr ich Luron, der Löwe bin..." Sie war ergriffen und küsste ihn voller Liebe, was er ebenso erwiderte. Für kurze Zeit stand die Welt still und alles um sie herum war vergessen. Kein Kampf, kein Tod, keine Narben...nur sie beide und ihre Liebe zueinander. Er legte ihr die Halskette an und band sich somit an sie, bis Thanatos ihn holen würde. Sie tat es ihm gleich und legte ihm ihre wertvolle Clanhalskette an. Mehr war nicht geblieben vom Clan der Füchse. Ambrys wollte, dass er es trägt und das tut er und wird er.
In dieser Nacht liebten sie sich und schliefen eng umschlungen ein. Keine Gedanken an Vergangenheit oder Zukunft war in ihren Köpfen, nur das hier und jetzt zählte.